Kulinarisches 25. Juli 2023

Bayerische Küche neu entdeckt

Bayerische Küche

Wenn man an bayerische Küche denkt, fallen einem sofort Klassiker wie Weißwurst, Brezen und Schweinshaxe ein. Doch die kulinarische Landschaft Bayerns ist viel reichhaltiger und vielfältiger, als viele vermuten. In diesem Artikel begeben wir uns auf eine Reise durch die traditionelle und moderne bayerische Küche und entdecken, wie Köche in ganz Bayern alte Rezepte neu interpretieren und mit frischen Ideen bereichern.

Tradition trifft Innovation: Die bayerische Küche im Wandel

Die bayerische Küche zählt zu den bekanntesten regionalen Küchen Deutschlands und ist tief in der Kultur des Freistaats verwurzelt. Lange Zeit stand sie für deftige Hausmannskost, die satt machen sollte – besonders nach harter körperlicher Arbeit. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich ein bemerkenswerter Wandel vollzogen: Immer mehr Köche entdecken die Schätze der traditionellen bayerischen Küche neu und interpretieren sie auf kreative Weise, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen.

Diese kulinarische Renaissance spiegelt einen allgemeinen Trend wider: die Rückbesinnung auf regionale Produkte und nachhaltige Lebensmittelproduktion. In Bayern, wo die landwirtschaftliche Tradition besonders stark ist, findet dieser Trend einen fruchtbaren Boden.

Die regionale Vielfalt der bayerischen Küche

Bayern ist das größte Bundesland Deutschlands und entsprechend vielfältig sind die regionalen Küchen. Von der fränkischen Küche im Norden bis zur alpenländischen Küche im Süden gibt es zahlreiche Unterschiede und Besonderheiten zu entdecken.

1. Fränkische Spezialitäten: Mehr als nur Schäufele

Die fränkische Küche ist bekannt für ihre deftigen Fleischgerichte wie das Schäufele (Schweineschulter) und die Bratwürste. Doch sie hat auch eine subtilere Seite mit einer Vielfalt an Fischgerichten – besonders in der Gegend um den Main – und einer reichen Tradition an Gemüsespeisen.

Traditionell: Der Fränkische Sauerbraten unterscheidet sich von anderen Sauerbraten-Varianten durch die Verwendung von Lebkuchen in der Sauce, was ihm eine süßlich-würzige Note verleiht.

Modern interpretiert: Im Restaurant "Weinstein" in Würzburg werden fränkische Klassiker mit internationalen Einflüssen kombiniert. So wird etwa ein klassischer Karpfen mit asiatischen Gewürzen verfeinert oder das traditionelle "Meefischli" (kleine frittierte Mainfische) als elegante Vorspeise mit Kräuterschaum serviert.

2. Bayerischer Wald: Wilde Aromen und Waldfrüchte

Die Küche des Bayerischen Waldes ist geprägt von den Gaben des Waldes – Wild, Pilze und Beeren spielen hier eine zentrale Rolle. Traditionelle Gerichte wie der "Woidla Schmarrn" (eine herzhafte Variante des Kaiserschmarrns) oder die "Kartoffelsterz" zeigen den einfallsreichen Umgang mit grundlegenden Zutaten.

Traditionell: Das "Brotzeit-Brett" mit hausgemachten Würsten, Schinken vom Wildschwein, eingelegten Waldpilzen und rustikalem Brot ist ein unverzichtbarer Teil der lokalen Esskultur.

Modern interpretiert: Junge Köche wie Maria Luise Sternecker vom "Waldhaus" bei Bodenmais setzen auf eine "Wald-zu-Tisch"-Philosophie. Sie sammelt selbst Kräuter und Pilze im Wald und kombiniert heimisches Wild mit japanischen Zubereitungstechniken. Ihr Rehcarpaccio mit fermentierten Waldpilzen und Waldmeisterschaum ist ein gutes Beispiel für diese Fusion.

3. Oberbayern: Zwischen Tradition und Innovation

Oberbayern ist das Bayern der Postkarten – mit Alpen, Seen und idyllischen Dörfern. Die Küche hier ist stark von der alpenländischen Tradition beeinflusst und teilt viele Gemeinsamkeiten mit der österreichischen und Schweizer Küche.

Traditionell: Der Schweinsbraten mit Knödel und Krautsalat ist ein Sonntagsklassiker, der in keinem traditionellen Wirtshaus fehlen darf. Auch der Leberkas, verschiedene Knödelarten und natürlich die Weißwurst sind feste Bestandteile der oberbayerischen Küche.

Modern interpretiert: Im Sterne-Restaurant "Überfahrt" am Tegernsee verbindet Küchenchef Christian Jürgens bayerische Tradition mit höchster Kochkunst. Seine "Bayerischen Tapas" – kleine Häppchen wie Miniatur-Leberkas mit Trüffel oder Weißwurst-Praline – haben Kultstatus erlangt. Auch seine Interpretation des klassischen Kaiserschmarrns mit karamellisiertem Apfel und Blaubeeren zeigt, wie traditionelle Gerichte auf höchstem Niveau neu gedacht werden können.

4. Allgäu: Die Heimat der Käsetradition

Das Allgäu ist bekannt für seine grünen Wiesen, auf denen Kühe grasen, deren Milch zu hervorragendem Käse verarbeitet wird. Die Allgäuer Küche ist geprägt von Milchprodukten und einfachen, aber schmackhaften Gerichten.

Traditionell: Die Allgäuer Käsespätzle mit reichlich Bergkäse und karamellisierten Zwiebeln sind ein Klassiker, der in fast jedem Restaurant der Region zu finden ist. Auch der Kässpatzen (eine andere Variante mit Käse) und die süßen Dampfnudeln gehören zur traditionellen Küche.

Modern interpretiert: Im "Alpenhotel Ammerwald" kreiert Küchenchef Thomas Müller eine "neue Allgäuer Küche", die auf traditionellen Zutaten basiert, aber mit modernen Techniken zubereitet wird. Sein Allgäuer Käse-Tasting mit verschiedenen Texturen und Zubereitungen von lokalem Käse – von einem Bergkäse-Schaum bis hin zu einem Emmentaler-Crumble – zeigt, wie vielseitig dieses traditionsreiche Produkt sein kann.

Die Renaissance der bayerischen Wirtshauskultur

Das traditionelle bayerische Wirtshaus erlebt derzeit eine Renaissance. Nachdem viele traditionelle Gasthäuser in den vergangenen Jahrzehnten geschlossen wurden, eröffnen nun junge Gastronomen neue Wirtshäuser, die das Beste aus der Tradition mit zeitgemäßem Komfort und Qualitätsbewusstsein verbinden.

Neue Wirtshauskonzepte in München

Besonders in München ist dieser Trend deutlich zu beobachten. Lokale wie das "Gannerhof" oder das "Wirtshaus in der Au" haben die traditionelle Wirtshauskultur wiederbelebt und mit modernem Service und hochwertigen Zutaten kombiniert.

Im "Gannerhof" etwa werden ausschließlich Produkte von Bauern aus der unmittelbaren Umgebung verwendet. Die Karte wechselt täglich, je nachdem, was die Lieferanten anbieten können. Ein Konzept, das Nachhaltigkeit mit höchster Qualität verbindet.

Traditionelle Wirtshauskost, neu interpretiert

Auch etablierte Köche entdecken die bayerische Wirtshausküche neu. Ein Beispiel ist Andreas Geitl, der im "Werneckhof" in München eine hochmoderne Interpretation der bayerischen Küche anbietet. Sein "Dekonstrierter Leberkäs" mit Kartoffelschaum und Senfsauce oder die "Weißwurst-Essenz" mit Kalbskopf-Tortellini sind innovative Neuinterpretationen bayerischer Klassiker.

Die Bedeutung regionaler Produkte

Ein wichtiger Aspekt der neuen bayerischen Küche ist die Fokussierung auf regionale und saisonale Produkte. Bayern hat als landwirtschaftlich geprägtes Bundesland eine Vielzahl hervorragender Produzenten zu bieten – von Käsereien im Allgäu über Wildspezialitäten aus dem Bayerischen Wald bis hin zu Biobauern im Chiemgau.

Vom Feld auf den Teller: Farm-to-Table in Bayern

Das "Farm-to-Table"-Konzept, bei dem Restaurants direkt mit lokalen Bauern zusammenarbeiten, hat in Bayern eine lange Tradition, die nun wiederentdeckt wird. Im "Alm" in Bad Tölz etwa stammen fast alle Produkte von Bauern aus einem Umkreis von 50 Kilometern. Der Küchenchef besucht persönlich die Erzeuger und gestaltet seine saisonale Speisekarte nach deren Angebot.

Bayerische Slow-Food-Bewegung

Die internationale Slow-Food-Bewegung hat auch in Bayern Fuß gefasst und setzt sich für den Erhalt traditioneller Lebensmittel und Zubereitungsarten ein. Besonders bemerkenswert ist das Projekt "Arche des Geschmacks", das vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen und Pflanzensorten bewahrt. In Bayern gehören dazu etwa das Murnau-Werdenfelser Rind oder der Bamberger Hörnla-Kartoffel.

Bayerische Bierkultur: Mehr als nur Maßkrüge

Bayern und Bier gehören untrennbar zusammen. Das Reinheitsgebot von 1516, das vorschreibt, dass Bier nur aus Wasser, Malz und Hopfen gebraut werden darf (Hefe kam später dazu), stammt aus Bayern und prägt bis heute die Bierkultur.

Die Tradition der Klosterbrauereien

Viele der ältesten Brauereien Bayerns sind in Klöstern entstanden. Die Mönche brauten Bier nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch für die Bevölkerung. Heute noch aktive Klosterbrauereien wie Andechs, Weltenburg oder Ettal halten diese Tradition am Leben und produzieren hervorragende Biere nach jahrhundertealten Rezepten.

Craft Beer auf Bayerisch

Neben den traditionellen Brauereien hat sich in Bayern in den letzten Jahren auch eine lebendige Craft-Beer-Szene entwickelt. Brauereien wie Camba Bavaria, Crew Republic oder Hopfenhäcker experimentieren mit neuen Bierstilen und Aromen, bleiben dabei aber dem Reinheitsgebot treu.

Im "Tap House" in München kann man über 200 verschiedene Biere probieren – von traditionellen bayerischen Sorten bis hin zu innovativen Craft-Bieren. Ein Beweis dafür, dass auch die bayerische Bierkultur offen für Neues ist, ohne ihre Wurzeln zu vergessen.

Bayerische Küche erleben: Empfehlungen für Besucher

Wer die bayerische Küche in all ihren Facetten erleben möchte, sollte nicht nur die bekannten Touristenrestaurants besuchen, sondern auch abseits der ausgetretenen Pfade nach kulinarischen Schätzen suchen. Hier einige Empfehlungen:

Wochenmärkte und Bauernmärkte

Auf den Wochenmärkten in bayerischen Städten und Dörfern kann man die Vielfalt der lokalen Produkte erleben und direkt mit den Erzeugern ins Gespräch kommen. Besonders empfehlenswert sind:

  • Der Viktualienmarkt in München, ein Paradies für Feinschmecker mit über 140 Ständen
  • Der Bauernmarkt in Berchtesgaden, wo traditionelle Alpenprodukte angeboten werden
  • Der Grüne Markt in Bamberg mit fränkischen Spezialitäten

Kulinarische Veranstaltungen

Bayern hat einen reichen Veranstaltungskalender mit kulinarischen Festen und Märkten:

  • Das Münchner Oktoberfest, das größte Volksfest der Welt, wo neben Bier auch traditionelle bayerische Gerichte serviert werden
  • Der Nürnberger Christkindlesmarkt mit seinen berühmten Lebkuchen und Glühwein
  • Das Straubinger Gäubodenvolksfest, das zweitgrößte Volksfest Bayerns mit hervorragender niederbayerischer Küche
  • Zahlreiche Weinfeste in Franken, wo man die hervorragenden fränkischen Weine probieren kann

Empfehlenswerte Restaurants jenseits der Touristenpfade

Wer authentische bayerische Küche erleben möchte, sollte diese Restaurants auf seiner Liste haben:

  • In München: Das "Bratwurstglöckl am Dom" für traditionelle Wirtshausküche oder das "Spatenhaus an der Oper" für gehobene bayerische Küche
  • In Franken: Das "Schlenkerla" in Bamberg für geräucherte Bierspezialitäten oder das "Weinhaus Stachel" in Würzburg für fränkische Küche mit passenden Weinen
  • Im Allgäu: Die "Käsküche Isny" für Käsespezialitäten oder das "Halblechner" in Füssen für moderne Allgäuer Küche
  • Im Bayerischen Wald: Das "Landhotel Schütterbad" in Frauenau für Wildspezialitäten oder das "Schmaus" in Bodenmais für traditionelle Waldlerküche

Fazit: Bayerische Küche – Zwischen Tradition und Zukunft

Die bayerische Küche befindet sich in einem spannenden Transformationsprozess. Während die klassischen Gerichte und Zubereitungsarten bewahrt und geschätzt werden, experimentieren junge Köche mit neuen Interpretationen und Techniken. Diese Verbindung aus tiefer Verwurzelung in der Tradition und Offenheit für Neues macht die bayerische Küche so besonders und zukunftsfähig.

Bei Debbimasto bieten wir spezielle kulinarische Reisen durch Bayern an, bei denen Sie die Vielfalt der bayerischen Küche entdecken können – von traditionellen Wirtshäusern über innovative Restaurants bis hin zu lokalen Produzenten. Erleben Sie mit uns die bayerische Küche in all ihren Facetten und lassen Sie sich überraschen, wie vielfältig und modern sie sein kann.

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